© Stadtarchiv Remscheid

Fundstück

RILOGA-Werke - Erinnerungen an ein Remscheider Traditions-Unternehmen

Fundstück des Monats August 2021

Riloga-Werk Julius Schmidt Werbung 1950er Jahre
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Werbung Riloga 1950er Jahre
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Die Übergabe der Unterlagen Heinz Wippermanns durch seine Tochter möchten wir zum Anlass nehmen, eine kurze Firmenchronik des Remscheider Familienunternehmens Riloga-Werke Julius Schmidt hier zu veröffentlichen.

Julius Schmidt erwarb 1853 die Dorfmühle zwischen Remscheid und Lennep, damals auch „Büchsenschmiede“ genannt. Zunächst fertigte er dort Gewehrläufe, bis die Auslandkonkurrenz ihn zu neuen Artikeln drängte und er nun auch Kupfergeschirr, Messingknöpfe, Kaffeemühlentrichter, Beschläge und Rohre herstellte. Sein Sohn Johann Peter Schmidt baute den väterlichen Betrieb weiter aus.

Um 1905 fertigte Johann Peter Schmidt glanzpolierte Rundrohre mit rückwärts angebrachter Zugvorrichtung, die anstelle der bisher gewohnten Vorhangleisten aus Holz die Fenster schmücken sollten. Die Idee kam gut an. Und so konzentrierte sich auch sein Sohn, Johann Peter Schmidt jun., der seit 1913 Teilhaber der Firma war, auf die Entwicklung innovativer Vorrichtungen für das Anbringen von Vorhängen. 1926 entwickelte er schlussendlich das Produkt, welches das Familienunternehmen zu seinem späteren Namen (vorher Julius Schmidt) und weltweitem Erfolg führte: die ringlose Vorhanggarnitur (kurz: ringlose Garnitur – RILOGA).

Als Johann Peter Schmidt sen. 1930 starb, setzte die Firma gerade zum großen Durchbruch an. Doch sein Sohn, Johann Peter Schmidt jun., Schöpfer des Riloga-Systems, überlebte seinen Vater nur um 3 Jahre. Er wurde im Juli 1933 in einem Zweitwerk in der Schweiz, welches er gerade inspizierte, von einem jungen Mitarbeiter erschossen. Der ebenfalls aus Remscheid stammende Mitarbeiter, Theodor Barbonus jun., richtete sich, nachdem er mehrere Schüsse auf seinen Chef abgegeben hatte, selbst. In einem Artikel im RGA werden politische Motive als Grund für die Tat vermutet. Andreas Raas schreibt in seinem Aufsatz „Von ländlicher Geborgenheit in die Neuzeit“ im Wängener Heft 3 aus März 2020 folgendes über die Tat: „Barbonus, der als sehr beliebt und ruhig geschildert wurde, hatte ein halbes Jahr vorher durch einen Unfall im Betrieb ein Auge verloren und war deswegen in Lohn und Funktion zurückgestellt worden. Vor der Abreise des Direktors nach Deutschland kam es zu einer Auseinandersetzung, die mit der Mordtat endete.“
 

Nach dem gewaltsamen Tod des Firmeninhabers übernahm Elisabeth Tillmanns, eine von vier erbberechtigten Schwestern, die Geschäfte. Die ehemalige Klavierlehrerin nahm ihre neue Aufgabe sehr ernst. Ihr und einigen treuen Mitarbeitern ist es zu verdanken, dass das Unternehmen auch nach der beinahe völligen Zerstörung der Werke durch Bombenangriffe im Jahr 1943 wiederaufgebaut wurde. Sie schied zum 31.12.1961 mit 70 Jahren aus dem Betrieb aus.

Da die männlichen Nachkommen der Familie Schmidt im Krieg gefallen oder gestorben waren, wurde am 02.01.1962 Dr. Hans Schulze-Röbbecke, Schwiegersohn eines der Inhaber, neuer geschäftsführender Gesellschafter der Firma.

Der approbierte Mediziner wollte ursprünglich nur Nothelfer sein, doch nach gründlicher Einarbeitung gefielen ihm seine neuen Aufgaben. Er stellte den Betrieb um von noch weithin handwerklicher Fertigung auf produktionssteigernde Automatik. Er vervielfachte den Umsatz der Firma. Im Jahr 1973 beschäftigte Riloga rund 560 Mitarbeiter.

Ab 1994 gehörten die Riloga-Werke GmbH & Co. KG zum internationalen, börsenorientierten Hunter-Douglas-Konzern mit Zentrale in Rotterdam und weltweit rund 15 000 Mitarbeitern.

Im Jahr 2003, kurz nachdem das Unternehmen sein  150jähriges Jubiläum gefeiert hatte,  wurde die endgültige Schließung bekannt gegeben.

 

Verfasst von: Sarah Baldy

 

 

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