Bildunterschrift:  Die Aufnahme zeigt den Speerwerfer Willi Hauer vom DSD Düsseldorf bei den Nationalen Kampfspielen des VfB Remscheid 06. Willi Hauer war als Leichtathlet ein ausgezeichneter Werfer, der in allen Wurfarten regelmäßig an vorderster Stelle der westdeutschen Elite stand. Er wurde später Sportlehrer.

Gastgeber des sportlichen Großevents, bei dem sich das Who is Who der Sprtwelt ein Stelldichein gab  - es waren unter anderem vertreten: Stuttgarter Kickers, Kölner BC (der spätere 1. FC Köln), Preußen-Hessen Kassel und viele mehr – war der ursprünglich 1906 als „Remscheider Fußballclub“ gegründete Verein. Er bildete im 1. Weltkrieg zunächst eine Arbeitsgemeinschaft mit dem „Verein für Bewegungsspiele“ und ging später ganz in ihm auf; er hieß fortan VfB Remscheid 06, dessen erste Fußballmannschaft – zu der auch Otto Jungtow gehörte, der bereits Erfahrungen in der A-Nationalmannschaft gesammelt hatte – 1925 in die „Gauklasse“ aufstieg. Das war die seinerzeit höchste Klasse im bergisch-märkischen Raum.

Im Jahr 1928 entstand in Remscheid – mehr oder weniger als Sportgruppe der Deutschen Edelstahlwerke – der Verein für Leibesübungen (VfL) Marathon. Nach dem 2. Weltkrieg fusionierte er mit dem VfB Remscheid; der neue Verein nannte sich nun VfB Marathon 06. Neben erstklassigen Fußballern gehörten dem Verein in den 1920er Jahren herausragende Leichtathleten an. Der wohl Bedeutendste unter ihnen war der Remscheider Richard Corts, zu seiner Zeit sportlich gesehen ein echtes Schwergewicht: Er gewann im Jahr 1925 bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Berlin den Meistertitel im 100-Meter-Lauf und ein Jahr später in London die Englischen Meisterschaften. Es folgte eine Silbermedaille bei den Olypischen Spielen in Amsterdam 1928.

Die Kampfspiele waren so bedeutsam, dass schon Tage vorher in der Presse sämtliche Disziplinen ausführlich angekündigt und die wichtigsten Sportler portraitiert wurden. Obgleich die Veranstaltung mit anderen Großereignissen konkurrieren musste – es fanden zeitgleich die Handwerker- und Gewerbeschau sowie das Jubiläumsfest der Remscheider Sanitätskolonne statt – war der Andrang der nach Reinshagen strömenden Sportfans so riesig, dass die Straßenbahn kaum mit der Beförderung der mehr als 2000 Zuschauer hinterherkam. Es wäre ein perfektes Event gewesen – doch wie so oft in dieser Stadt war es das Wetter, das die Veranstaltung  zwar nicht scheitern ließ, aber doch schwer beeinträchtigte: „Kaum hatten die Kämpfe begonnen,“ schrieb der RGA in der Nachberichterstattung, „als sich auch schon die Schleusen des Himmels öffneten und eine kleine Sintflut niederging.“ Kaum ein Athlet konnte bei dem aufgeweichten Boden seine volle Leistung zeigen, wohl auch nicht der große Star des Tages, Richard Corts.

Verfasst von: Viola Meike