Prof. Willi Meller: Bergischer Löwe
Ganz im Kontrast zu seiner dunklen Entstehungsgeschichte steht die heutige Wahrnehmung des Löwen in der Remscheider Öffentlichkeit. Er ist der Namensgeber des Löwenfestivals, einer mehrtägigen Veranstaltung mit Konzerten regionaler Bands, das sich allsommerlich großer Beliebtheit erfreut. Wie einleitend beschrieben, diente er 2014 anlässlich des 85-jährigen Stadtjubiläums als Modell für die von Remscheider Firmen und Einrichtungen vielseitig gestalteten Löwen, die in einer großen Löwenparade der Bevölkerung vorgestellt wurden. Auf dem Bahnhofskreisel begrüßt heute freundlich blickend und einladend ein von einem lokalen Radiosender geschmückter Löwe die Ankommenden. Merchandise-Ware wie T-Shirts und Tassen werden vom Remscheider Löwen geschmückt und auch die kleineren Kunststofflöwen werden immer noch als Werbeware für unsere Stadt verkauft. Der bunte Kunststofflöwe – ein modernes Wahrzeichen unserer Stadt.
Alle diese Bergischen Löwen, auch die bunten und weniger martialischen der Löwenparade sind jedoch keine echten „Bergischen“ Löwen: Obwohl auf der Inschrift von 1966 so benannt, hat das Identifikationsobjekt der Remscheider mit dem Bergischen Löwen, dem Wappentier Remscheids außer der Tatsache, dass es sich bei beiden um Löwen handelt, nichts gemeinsam. Das Wappentier der Grafen von Berg, der historisch „echte“ Bergische Löwe, steht auf seinen Hinterläufen mit erhobenen Vorderbeinen und er hat zwei Schwänze, für die die Geschichtswissenschaft zur Begründung nur im Bereich des Vagen bleibt: Nach dem Meuchelmord am Kölner Erzbischof Engelbert im Jahre 1225 fiel die Grafschaft Berg bis 1348 an das Herzogtum Limburg an der Maas. 1214 waren die Herzöge von Limburg auch Grafen von Luxemburg geworden. Sowohl Limburg als auch Luxemburg tragen den zweischwänzigen Löwen in Ihren Wappen.